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Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag erneut den Leitzins gesenkt und zwar
von 0,15 Prozent auf nunmehr 0,05 Prozent. Beachtlich!!
Nein, es geht nun wirklich nicht um die Quantität dieser Entscheidung, vielmehr ist es das
damit verbundene Signal, das an die Marktteilnehmer gesendet wird.
Und es lautet erneut: Das Wirtschaftwachstum im Euroraum ist zu gering, die Inflation ebenfalls
und auch die Gefahr von Deflation hat weiterhin Bestand und deshalb werde die EZB
achtsam und auch aktiv sein.
Soweit bereits bekannt.
Man wird den Eindruck jedoch nicht los, dass sich die EZB mit ihrer Geldpolitik mittlerweile in
einer Situation befindet, in der sie - gewollt oder nicht - fast die alleinverantwortliche
Rolle für die Wirtschaft und deren Wachstum übernommen hat.
Dies kommt den einzelnen Ländern im Euroraum bzw. deren Regierungen natürlich sehr entgegen.
Sie glauben, sich so mit unbeliebten aber nötigen Strukturreformen innerhalb ihrer jeweiligen
Länder Zeit lassen zu können, frei nach dem Motto - die EZB wird's wohl richten.
Die Europäische Zentralbank, die in der Interpretation ihrer Rolle stark vom Rollenverständnis einer Bundesbank
zu D-Mark Zeiten abweicht, dürfte sich sehr wohl darüber im Klaren befinden, dass das Zinsinstrument
ohnehin nur noch symbolischen Charakter aufweist.
Die Währung, der Euro wird zum Instrument und soll nun helfen Wachstum zu generieren.
Dies wurde, sozusagen mit Ankündigung, vom EZB-Präsidenten Mario Draghi bereits bei der
EZB-Sitzung im
Mai diesen Jahres
klargestellt.
Dieses vor einigen Monaten bereits eindeutig verbalisierte Signal an die Währungsmärkte, sorgte dann in
der Folge auch für eine eindeutige Richtung der Gemeinschaftwährung.
Seither ist der Euro im Vergleich zum US-Dollar ohne wirklich nennenswerte Gegenwehr von
1,40 auf zuletzt knapp unter 1,30 US-Dollar gefallen.
Und die am Donnerstag getroffenen Aussagen von Europas Zentralbanker lassen darauf schließen,
dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange bedeutet.
So hat auch die EZB, getreu dem "Vorbild" aus den USA und Japan, die Abwertung der
eigenen Währung als probates Mittel für sich entdeckt, Wachstum generieren zu wollen und
fehlendes Binnenwachstum auszugleichen.
Natürlich macht eine etwas schwächere Währung die eigene Exportwirtschaft konkurrenzfähiger.
Unter dem Strich bedeutet dies jedoch bei schwachem bis gar keinem Wachstum der etablierten
Volkswirtschaften weltweit, dass mögliches Wachstum aus einer Währungsabwertung in Europa
zu Lasten der Volkswirtschaften anderer Währungsräume geht.
Wenn Wachstum nur noch auf Kosten anderer erreicht werden kann, stehen wir insgesamt vor
einer Spirale, in der es also nur noch Wachstum auf Zeit gibt - nämlich nur so lange bis
ein anderer Teilnehmer im globalen Wirtschaftssystem für sich die Notwendigkeit sieht,
sein eigenes Wachstum zu fördern.
Aktien - Die Zentralbanken haben sich in den letzten Jahren als wahre Freunde
von Aktienanlegern erwiesen. Diese Rolle werden sie wahrscheinlich versuchen auch in
Zukunft zu besetzen. Sollten die Zentralbanker davon einmal abweichen wollen - die
Aktienmärkte werden sie wahrscheinlich das Fürchten lehren.
Entweder die Wirtschaft wächst und
die Unternehmensgewinne sprudeln oder die Zentralbanken pumpen unaufhörlich
Liquidität in die Märkte. Alternativen Fehlanzeige!
Eine mögliche Gefahr für Aktienanleger, der auch seitens der Politik nur begrenzt
entgegengetreten werden kann, sind geopolitische Risiken.
Der Fall der Ukraine ist hier zwar kein Maßstab mehr, denn das bisschen öffentliche
Schelte für Putin und dutzende mehr oder minder gehaltvolle Sanktionsabsichten westlicher
Politiker erzeugen keine wirkliche Gefahr für die Aktienmärkte.
Außerdem ist, so makaber es klingt, der Westen auch nicht bereit für ein paar Städte
im Osten der Ukraine auch nur ein Zehntel Prozent seines Wachstums auf's Spiel zu setzen.
Anders wäre die Situation, sollten etwa Nato-Mitgliedsstaaten mit großen russischen
Bevölkerungsanteilen betroffen sein. In Lettland beispielsweise sind über 30 Prozent
der Bevölkerung russischer Abstammung. Käme es hier zu einer vergleichbaren Situation
wie derzeit in der Ukraine, würden ungleich höhere Risiken drohen.
Nicht zuletzt auch aufgrund einer solchen potentiellen geopolitischen Gefahr mag sich der deutsche
Aktienmarkt im Vergleich zum amerikanischen Aktienmarkt momentan mit relativer Schwäche präsentieren.
Dem starken Abverkauf von Mitte Juli bis Anfang August folgte zwar seither eine
beachtliche Aufwärtsrallye, jedoch bedeutet das Erreichen der Marke von 9800 Punkten im DAX-Future
gleichzeitig das Erreichen eines Kursniveaus, wo die Risiken gegenüber den Chancen
eindeutig zunehmen, ja sogar höher zu bewerten sind.
Kurzfristige Zeitfenster zeigen zwar ein noch starkes Aufwärtsmomentum im DAX-Future,
aber bereits ein Unterschreiten der Marke von 9720 Punkten würde erste Hinweise für
die Beendigung der Aufwärtsrallye liefern.
Devisen - Die Kursverluste im EUR/USD waren im letzten Monat derart eklatant,
dass man schon einen Wochenchart bemühen muss, um ein übersichtliches Bild vom EUR/USD zu bekommen.
Hier zeigt sich dann ein Trendbruch der mittelfristigen Aufwärtsbewegung, der in
absehbarer Zeit trotz des momentan außerordentlichen hohen Abwärtsmomentums eine
ansehnliche Chance auf eine Erholung des Euros bieten sollte. Die Frage nach einer
Trendwende stellt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch weniger.
Viel Erfolg wünscht Ihnen
Wolfgang Schmitz
Trader und Analyst
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